Inklusionsbeobachtung

"Immer mehr Kinder bekommen Unterstützung durch Schulbegleiter"
So heißt ein aktueller Artikel im Deutschen Schulportal:
https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/immer-mehr-kinder-bekommen-unterstuetzung-durch-schulbegleiter/

Vielleicht hat der Artikel nicht den Anspruch, Fakten, die er darstellt, zu hinterfragen. Dadurch bleiben sie allerdings ohne Einordnung einfach so stehen und verzerren das Bild. Vier Zitate und das, was im Artikel dazu fehlt:

1. "Für viele Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf wäre ein Schulbesuch ohne Schulbegleitung gar nicht möglich." Doch, wäre er. Wenn sich unser Schulsystem inklusiv verändern würde, wenn Schulen Konzepte entwickeln würden, wie man allen Schüler*innen gerecht werden kann. Stattdessen kommen Schulbegleiter*innen "on top", wie das Sahnehäuchen auf einen steinharten alten Kuchen.

2. „Es ist festzuhalten, dass die Zahlen für Schulbegleiter in den vergangenen Jahren in allen Landkreisen enorm gestiegen sind, nicht nur in Regelschulen, auch in Förderschulen." Auch das bleibt so stehen: Schulbegleitungen in den so hochgelobten "Sonderschulen", die doch angeblich so gut ausgestattet sind und alles können? Ja, auch Sonderschulen sind auf den Geschmack gekommen, sich mit Schulbegleitungen zu "bedienen", anstatt sich weiter zu entwickeln.

3. "In Baden-Württemberg gab es nach Angaben des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration 2021 insgesamt 7.095 leistungsberechtigte Kinder und Jugendliche, denen eine Schulbegleitung zustand – 3.879 nach SGB VIII und 3.216 nach SGB IX. 2014 waren es insgesamt 2.884 leistungsberechtigte Kinder und Jugendliche, seitdem ist die Zahl etwa um das 2,5-Fache gestiegen."
Wie kann das sein? Werden Schüler*innen in Bade-Württemberg immer behinderter? Unsere Erfahrung ist: Eltern werden immer häufiger gezwungen, eine Schulbegleitung zu beantragen, sonst sei ihr Kind "nicht beschulbar". Das ist aus unserer Sicht die Kapitulation eines Schulsystems, das sich gnadenlos aus Mitteln der Eingliederungshilfe bei den Kommunen bedient, anstatt sich selbst inklusiv aufzustellen. Und ja, das kostet Geld. Geld ist aber genug da, wenn man es nicht weiterhin unverdrossen ins Sondersystem stecken würde.

4. "Das Statistische Bundesamt erfasst nur die Zahl der Eingliederungshilfen insgesamt. Dazu gehören neben der Schulbegleitung auch Beratungs- und Therapieangebote. Demnach ist die Zahl der „Eingliederungshilfen für Kinder und Jugendliche mit seelischer Behinderung“ zwischen 2009 und 2019 um 156 Prozent gestiegen. Im Jahr 2019 haben die Träger der Kinder- und Jugendhilfe in diesem Bereich rund 109.200 Eingliederungshilfen gewährt. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit emotionalem und sozialem Förderbedarf hat in dieser Zeit um 72 Prozent zugenommen. Das betraf fast 100.000 Kinder und Jugendliche."
Auch hier die Frage: Werden immer mehr Schüler*innen "seelisch behindert" oder dazu gemacht? Oder ist die Einsortierung in § 35a SGB VIII der Versuch, Schüler*innen, für die das Schulsystem keine Antwort hat, überhaupt zu beschulen? Quasi eine Verzweiflungs-Tat?
Förderschwerpunkte sind veraltet und willkürlich; Konzepte für Autisten fehlen in Baden-Württemberg ganz; "Erziehungshilfeschulen" heißen zwar
inzwischen netter, sind aber weiter ein Sammelbecken für alle "auffälligen" Kids, mit denen sich die allgemeinen Schulen nicht länger beschäftigen wollen.

Quo vadis, Schulsystem? Schulbegleitungen sind keine Antworten.
Sie zeigen nur das Problem. Und zwar überdeutlich.

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